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Das nordische Geschiebe

Die Eismassen aus Skandinavien hobelten den Untergrund ab. Dabei nahmen sie beinahe alle Gesteine in sich auf, die auf ihrem Weg hierher anstanden. Auf diese Weise kam die wunderbare Gesteinsvielfalt mit einigen hundert verschiedenen Sorten zustande. Die Größe der Geschiebe liegt theoretisch zwischen Sandkorn und Riesenfindling und selbst die großen Schollen, die meist aus Kreide, Tertiär oder Pleistozänschichten bestehen, fallen letzten Endes ebenfalls unter diesen Begriff.
Die etwas größeren unter ihnen, die Findlinge, stellt man gerne in Vorgärten, Einfahrten oder in Anlagen auf. Ausgebleicht, angewittert, oft vom Pflug zertrümmert, achtlos als nutzloser Stein beiseitegeworfen, offenbaren die kleineren Vertreter ihre wahre Schönheit und Bedeutung manchmal erst beim Anschleifen. Handelt es sich doch meist um Gesteine eines uralten Festlandes, nämlich Skandinavien.
Etliche von ihnen tragen Gletscherschrammen als Narben des eiszeitlichen Transports über mehr als 1000 km. Vor allem die kristallinen Abkömmlinge unter ihnen sind Reste ehemaliger, abgetragener Gebirgswurzeln. Andere erzählen durch die in ihnen enthaltenen Fossilien von der damals herrschenden Flora und Fauna. Und dies schon fast vom Anbeginn der Evolution. D.h. hier kann man auf engstem Raum Fossilien sämtlicher Erdzeitalter finden.

Um etwas Übersicht in die Vielfalt des Geschiebes zu bringen, habe ich hier ein Zitat aus dem Buch "Exkursionsführer, Erdgeschichte des Nordsee- und Ostseeraumes" des Geologisch-Paläontologischen Institutes der Universität Hamburg" von R. SCHALLREUTER, R. VINX & H.-J. LIERL, Hamburg mit eingebracht.


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Geschiebe magmatischer und metamorpher Gestein

Uppsala Granit
Växiö-Granit
Rapakivi Granite
Rhyolithe (Quarzporphyre)
Basalte
Diabase
Vulkanite des Oslo Grabens
Hälleflinta und Leptite

Sedimentärgeschiebe (Präkambrium)

Dalasandstein
Urkalk

Sedimentärgeschiebe (Kambrium)

Skolithossandstein
Leopardensandstein (Tigersandstein)
Tessinisandstein
Stinkkalke

Sedimentärgeschiebe (Ordovizium)

Orthocerenkalk
Backsteinkalk
Rollsteinkalk (Macrourakalk)
Ostseekalk
Paläoporellenkalk

Sedimentärgeschiebe (Silur)

Gotländer Korallenkalk
Crinoidenkalke
Leperditiengesteine
Grünlichgraues Graptolithengestein
Beyrichienkalk (Choneteskalk)

Sedimentärgeschiebe (Trias)

Muschelkalkgeschiebe
Trigonodus-Dolomit

Sedimentärgeschiebe (Jura)

Kalksandsteine des Callovien

Sedimentärgeschiebe (Kreide)

Tosterupkonglomerat
Gefleckter Feuerstein
Feuersteine (Flint)

Sedimentärgeschiebe (Tertiär)

Saltholmskalk
Puddingstein
Untereozäntuffite
Faserkalk
Heiligenhafener Kieselgestein
Septarien
Sternberger Kuchen
Holsteiner Gestein
Reinbecker Gestein

Geschiebe magmatischer und metamorpher Gestein


Uppsala Granit    Top


Der "Uppsala-Granit" ist im typischen Falle ein Hornblendebiotitgranodiorit von mittlerer bis grober Körnigkeit. Er ist innerhalb der Svekofenniden bei Uppsala in mehreren Teilzügen großflächig verbreitet. Sein radiometrisches Alter ist 1950 Mio. Jahre. Er gehört zu den häufigsten Geschieben in Norddeutschland. Kennzeichnend ist eine Blautönung des reichlich vorhandenen Quarzes sowie das Vorkommen von bis dezimeter-großen dunklen feinkörnigen Einschlüssen dioritischer Zusammensetzung. Normaler Uppsala-Granit ist mit 35 Vol.-% betont quarzreich. Unter den Feldspäten Überwiegt An-armer Plagioklas (Oligoklas - Andesin) über Kalifeldspat. Dieser bildet bis 2 cm große Einsprenglinge aus meist rötlich getöntem Mikroklinperthit. Die dunklen Minerale Hornblende und Biotit mit zusammen knapp 20 Vol.% sind gewöhnlich nesterartig konzentriert. Nur mikroskopisch erkennbare Akzessorien sind Apatit, Zirkon, Epidot, Orthit, Zoisit und Opakminerale. Der Uppsala-Granit zeigt in Form von retrograden Neubildungen und z.T. auch durch faseriges Gefüge Spuren einer metamorphen Beanspruchung.

Växjö Granit    Top


Der Name Växiö-Granit ist eine Sammelbezeichnung für weiträumig verbreitete Gesteine innerhalb der Gruppe der Smaland-Granite. Rb/Sr-Datierungen liegen um 1700 Mio.Jahre. Es muß unterschieden werden zwischen Rotem Växiö-Granit und Grauem Växiö-Granit. Der Rote Växiö-Granit dominiert mengenmäßig und es lassen sich eine Reihe gut lokalisierbarer Typen unterscheiden. Allgemein handelt es sich um mittel- bis grobkörnige Gesteine mit blaßrot-graublauem Farbspiel. Rötlicher perthitischer Kalifeldspat überwiegt Plagioklas. Der reichlich vorhandene Quarz ist meist bläulich-grau getönt und gelegentlich idiomorph. Als dunkle Minerale kommen in geringer Menge Biotit und Hornblende vor. Einige Varietäten des Roten Växiö-Granits zeigen starke metamorphe Deformation, andere sind völlig undeformiert. Die Grauen Växiö-Granite haben granodioritische bis tonalitische Zusammensetzung mit einem erheblichen Anteil von Biotit und Hornblende. Der Quarzanteil ist unbedeutend. Das Gefüge ist gleichkörnig bei durchweg geringer Korngröße, unklaren Korngrenzen und oft ausgeprägter Faserigkeit.

Rapakivi Granite    Top


Rapakivi-Granite sind oberflächennah intrudierte postorogene Granite von gewöhnlich sehr saurem Chemismus. Sie sind reich an inkompatiblen Anteilen. Typisch ist ihr Auftreten in proterozoischen Gesteinsassoziationen in Skandinavien, Grönland, Nordamerika und der Ukraine. Die Rapakivis unserer Geschiebe stammen aus Südfinnland und Nordschweden. Die radiometrischen Alter häufen sich um1600 Mio Jahre. Als besonders verbreiteter und charakteristischer Rapakivi-Granit soll im folgenden Viborgit, wie er auf den Åland-Inseln und in Südfinnland verbreitet ist, kurz beschrieben werden.Viborgit ist ein kräftig rotes, grobkörniges Gestein. Wie für viele Rapakivis kennzeichnend, sind cm - große rote Kalifeldspäte mit angenähert kreisrunden Querschnitten von mehreren mm breiten Säumen aus hellgrauem bis grünlichem Plagioklas umgeben. Zwischen diesen großen Feldspataggregaten und z.T. auch deren Randbereiche durchwachsend ist Quarz verbreitet, der oft rauchig getönt ist und Neigung zur Idiomorphie zeigt. Graphische Verwachsung von Quarz und Kalifeldspat ist häufig zu beobachten. Ebenfalls zwischen den großen runden Feldspäten finden sich Biotit, Hornblende und gelegentlich Flußspat sowie feinkörnig ausgebildeter Feldspat. Mikroskopisch ist oft ein gegenüber normalen Graniten ungewöhnlich hoher Zirkongehalt zu erkennen. Miarolitische Drusen sind ein weiteres häufiges Kennzeichen für Viborgit wie auch für andere Rapakivi-Granite.Obwohl die Mineralbestandteile kaum Spuren deuterischer oder retrograder Umwandlung zeigen und metamorphe Deformation weitgehend ausgeblieben ist, neigen Viborgiteund andere Rapakivis unter Verwitterungseinfluß. zur schnellen Lockerung des Kornverbandes und zu grusigem Zerfall.

Rhyolithe (Quarzporphyre)   Top


Unter den Geschieben, wenn auch seltener in Findlings - Größen, sind Rhyolithe weit verbreitet. Sie entstammen zusammen mit anderen Kalkalkalivulkaniten zumeist subjotnischen Eruptivserien. Ihre Alter überlappen sich mit denen der Rapakivi-Granite und z.T. dürfte es sich um deren vulkanische Äquivalente handeln. Als Beispiel soll der als Geschiebe besonders häufige Braune Ostsee-Quarzporphyr beschrieben werden. Der Braune Ostsee-Quarzporphyr stammt wahrscheinlich vom Grund der Ostsee südlich der Aland-Inseln. Er ist auffallend reich an tiefroten Kalifeldspat - Einsprenglingen von 1 bis 5 mm Durchmesser, gelegentlich auch bis 4 cm. Quarzeinsprenglinge sind seltener und kleiner. Die Grundmasse ist homogen grünlich, braun oder graubraun. Auf angewitterten Oberflächen halben sich die Feldspateinsprenglinge als ausgebleichte helle Leisten und Tafeln ab. Ehemalige mafische Einsprenglinge sind vollständig deuterisch umgewandelt und finden sich deshalb als grünschwarze chloritreiche Leisten innerhalb der Grundmasse verteilt.

Basalte    Top


Oft völlig frische, feinkörnige Basalte von dunkel - grauer bis schwarzer Färbung und oft mit glänzenden Bruchflächen kommen als seltenere, aber auffällige Geschiebe vor. Es handelt sich um ein kontinuierliches Spektrum basaltischer Gesteine von plagioklasreichen Typen bis hin zu Nepheliniten. Eine Unterscheidung und zuverlässige Einstufung ist oft makroskopisch nicht möglich. Als erkennbare Einsprenglinge sind Olivin, Augit und Plagioklas häufig.Das Ursprungsgebiet dieser basaltischen Gesteine ist Schonen. Datierungen belegen eine Dauer des Vulkanismus vom Oberen Jura bis zur Oberen Kreide.

Diabase    Top


Basaltische Gesteine in Grünsteinfazies (Diabase) zählen zu den häufigsten Geschieben. Ein Mangel an makroskopisch erkennbaren individuellen Merkmalen macht eine Herkunftsbestimmung in den meisten Fällen unmöglich. In Skandinavien sind Diabase aus dem Dalslandium (1350 bis 900 Mio. Jahre) und aus dem Paläozoikum bekannt. Sie treten als Sills und Gänge auf, oft über große Strecken oder großflächig. Als Beispiel soll der im angewitterten Zustand leicht erkennbare Kinnekulle-Diabas beschrieben werden. Kinnekulle-Diabas kommt östlich des Vänern-Sees als Lagergang auf silurischen Sedimentgesteinen vor. Auffällig ist ein ausgeprägt ophitisches Gefüge und die Bildung cm-großer diffus umgrenzter heller Flecken im angewitterten Zustand. In Verbindung mit der Fleckigkeit sind die Oberflächen oft höckerig und rauh. Kugelschalige Absonderung ist üblich. Der Mineralbestand ist weitgehend unberührt von deuterischer Umwandlung Plagioklas, Augit, Opakminerale, wenig Olivin. Sekundärminerale sind Uralit und Chlorit.

Vulkanite des Oslo Grabens    Top


Der Oslo-Graben ist als kontinentales Rift permischen Alters eine ausgeprägt alkalibetonte Magmatitprovinz. Unter den zahlreichen Geschieben aus dem Gebiet des Oslo-Grabens besonders leicht erkennbar und häufig sind als ,,Rhombenporphyre" bezeichnete Vulkanite mit syenitisch - monzonitischer Zusammensetzung. Typische Beispiele enthalten bis cm-groBe Feldspateinsprenglinge mit rhombenförmigen Querschnitten. Diese Feldspäte bestehen aus Oligoklas bis Andesin, ummantelt und durchsetzt mit Anorthoklas. Die Feldspateinsprenglinge sind oft fluidal eingeregelt. Die Grundmasse ist feinkörnig - dicht, die Färbung variiert zwischen dunkelgrau bis leuchtend rot.

Hälleflinta und Leptite    Top


Hälleflinta und Leptite sind feinkörnige, hochmetamorphe suprakrustale Gesteine gotidischen Alters (1600113bis 1400 Mio. Jahre als). Ihre Ursprungsgebiete liegen im Smaland, Mittelschweden und Südfinnland. Die Edukte sind als Bestandteile kalkalkalischer Pyroklastit - und Lavaserien einzustufen, z.T. auch als Sedimente. Häufig sind noch primäre Gefüge wie Fluidalstreifung oder Schichtung erhalten. Die petrochemische Variationsbreite umfaßt das Spektrum von rhyolithisch bis andesitisch, wobei rhyolithische Zusammensetzungen weit überwiegen. Hälleflinta sind in typischer Ausbildung oft mehrfarbige, helle, extrem feinkörnige Gesteine mit scharfkantig- muscheligen Bruch (vgl. Flint). Oft ist die ursprüngliche Schichtung als farbige Bänderung erkennbar. Über die Abgrenzung Hälleflint/Leptit gibt es einige Konfusion. Nach HESEMANN (1975) ist eine Unterscheidung aufgrund der Korngrößen am sinnvollsten. Während die extrem feinkörnigen Hälleflinta makroskopisch keine Einzelkörner erkennen lassen, ist in den gröberen Leptiten gerade eben eine Körnung erkennbar. Der Übergang ist fließend. Hälleflinta und Leptite bilden sowohl bezüglich ihrer Herkunft als auch bezüglich der Edukte eine Einheit.


Sedimentärgeschiebe (Präkambrium)


Dalasandstein    Top


Der Dalasandstein, ein meist dunkelziegelroter, mittel- bis grobkörniger Arkosesandstein oder Quarzit mit Rippelmarken, Tongallen und Quarzgeröllen, gehört zu den wichtigsten Geschieben des Jotniums. Er ist ca. 1,2 - 1,3 Mia. Jahre alt und stellt eine sog. Innenmolasse der präjotnischen Gebirgsbildung dar, d.h. er liegt diskordant und horizontal über den eingeebneten, älteren Gesteinen. Er ist meist schwer von manchen unter-kambrischen Sandsteinen, vor allem dem Nexösandstein, zu unterscheiden. Nach MECKER (1966) ist der Dalasandstein durch die größere Härte und die braunrote Farbe gekennzeichnet, im Gegensatz zum Bläulichrot des arkoseartigen Nexösandsteins, der dem Eo- oder Unterkambrium angehört. außerdem kann nach MECKER der Dalasandstein Entfärbungsringe zeigen, während der Nexösandstein häufig blaßgelbe Entfärbungsflecke aufweist.

Urkalk    Top


Urkalke und Urmarmore sind metamorphe präkambrische Kalk- und Kalksilikatgesteine,, die anstehend vor allem in Mittelschweden (z.B. Kolmarden, Glanshammar, Kvinnerstorp u.a.), Nordschweden und dem angrenzenden Finnland (z.B. Vittangi-Masunsbyn, Kalix u.a.) und dem übrigen Finnland (Pargas u.a.) auftreten und auch als Geschiebe nicht selten vorkommen, z.T. in riesigen Blöcken (bis zu 3 m3). Sie sind selten rein weiß, dafür oft grünlich- oder rötlich- weiß. Die nur durch Hitze und Druck umgewandelten Marmore bestehen aus einem gleich-körnigen, pflasterartigen Körneraggregat, in denen organische Beimengungen in Graphit umgewandelt sind. Bei pneumatolytischer Metasomatose tritt dagegen eine Umwandlung des Kalksteins auf, wobei sich im umkristal-lisierenden Kalkstein in Geschieben sonst ungewöhnliche Mineralien bilden (z.B. der gelbe bis braune Glimmer Phlogopit). In Kontakten mit Graniten entstehen granitähnliche Kalkgesteine, die früher als ,,Kalkgranite" oder ,,Kalkgneise" bezeichnet wurden. Die Beheimatung der Urkalke ist oft sehr schwierig. In Frage kommen nur die mittelschwedische Granit-Leptit-Formation (Filipstad bis zum Stockholm-Dannemora-Gefle-Gebiet) und ihre Fortsetzung in der Migmatitfomation SW-Finnlands. dafür spricht die Vergesellschaftung mit großen Blöcken von Dalasandstein und Öje-Diabasen. Sie sind an die Metallbezirke Mittelschwedens und SW-Finnlands gebunden. Die ,,Urkalke" im Oslogebiet sind jüngere Kontaktkalke, im Perm aus Ordoviz- und Silur -kalken entstanden. HEIDRICH (1969) untersuchte Urkalkgeschiebe auf graphitische Reste, die er in Gattungen bekannter Organismenreste einordnete (Chitinozoen, Acritarcha u.a.). Wenn es sich dabei tatsächlich um Organismenreste handelt, gehören diese zu den ältesten Fossilien aus Geschieben (Alter ca. 1,5 Mia. Jahre).


Sedimentärgeschiebe (Kambrium)


Skolithossandstein    Top


Der Skolithossandstein gehört zu den häufigsten und bekanntesten Geschiebearten Überhaupt. Es ist gewöhnlich ein fester, quarzitähnlicher Sandstein mit kieseligem Bindemittel, der meist in kastenförmigen Stücken mit abgerundeten Kanten auftritt. Zuweilen ist es aber auch ein Sandstein mit spärlichem Bindemittel und mäßiger Festigkeit. Er hat seinen Namen von den senkrecht zur Schichtung stehenden , parallelen, zylindrischen, meist 1- 3 mm, selten bis 7 mm dicken, sehr charakteristischen, stengelförmigen und walzenrunden Körpern, die als Wohnbauten oder Grabgänge von Skolithos, eines mutmaßlichen Sandröhrenwurmes, gedeutet werden. Die Substanz der Stengel ist nicht wesentlich von der Übrigen, meist gelblich-weißlichen Matrix verschieden. Sie sind aber gewöhnlich etwas stabiler als diese und verwittern daher heraus. In der Farbe unterscheiden sie sich nicht oder sie oder die Matrix sind ausnahmsweise rötlich oder violett gefärbt. Der Skolithossandstein gehört stratigraphisch in das Unterkambrium. Die Heimat liegt vermutlich in Schweden, bes. Südschweden.

Leopardensandstein (Tigersandstein)    Top


Der Leoparden- oder Tigersandstein ist eine recht häufige, gut bekannte Geschiebeart. Es handelt sich um einen hellgelben, meist ziemlich mürben Sandstein, der116durch eisen- und manganreiche, dunkelbraune Flecken an das Fell eines Leoparden, weniger an das eines Tigers erinnert. SCHLÜTER (1963) untersuchte eingehend Tigersandsteine aus Schleswig-Holstein und konnte auf Grund der Mineralzusammensetzung, Mengenverhältnisse und Strukturmerkmale verschiedene Arten unterscheiden, von denen aber nur wenige auf der Basis von Fossilfunden dem Unterkambrium zugewiesen werden konnten. Das Aufsuchen von in den petrographischen Eigenschaften gleichartigen Sandsteinen bekannter stratigraphischer Stellung verschaffte jedoch eine andere Möglichkeit, die einzelnen Geschiebe einer bestimmten Schicht zuzuordnen. Es zeigte sich, daß die meisten Tigersandsteine aus unter-kambrischen Kristallsandsteinen mit manganhaltigem, zu schwarzen Flecken verwitterndem Calcit mit oder ohne Glaukonit entstanden sind. Andere unterkambrische Tigersandsteine repräsentieren Kalksandsteine (Flecken mit Siderit) und Quarzitsandsteine (Flecken mit Goethit, auch sphärolithischem Siderit). Einige als Tigersandsteine angesprochene Geschiebe erwiesen sich als Jünger (Mittelkambrium und Obersilur). An Fossilien können auftreten Trilobitenfragmente, Hyolithen, Mobergella holsti und Syringomorpha nilssoni. Als Heimat kommen in Frage Bornholm, wo der Rispebjergsandstein tigersandsteinartig ausgebildet sein kann, und Schweden, wo Tigersandsteine nach SCHLÜTER (1963: 77,78) noch nicht anstehend gefunden wurden, Für entsprechende Bildungen in Mittel- und Nordschweden aber der Name ,,Leopardensandstein" üblich ist.

Tessinisandstein    Top

Der Tessinisandstein aus dem mittleren Mittelkambrium hat seinen Namen nach dem Trilobiten Paradoxides tessini (= P. paradoxissimus), der jedoch nur selten + vollständig erhalten ist, sondern das Gestein, ein quarzitischer, z. T. braunfleckiger, oft etwas calzitischer, plattiger Sandstein mit bräunlicher Verwitterungsrinde, meist in Form von Bruchstücken lagenweise erfüllt. Die Trilobitenreste heben sich meist durch ihre bräunliche Farbe von dem etwas helleren Gestein deutlich ab. Anstehend ist er von der Insel Öland bekannt. Außer der Trilobitenbrekzie kommen dort vor: Hyolithen, inartikulate Brachiopoden und archaeocope Ostrakoden (ANDRES 1969).

Stinkkalke    Top


Im oberen Mittelkambrium und vor allem dem gesamten Oberkambrium herrscht in Schweden die Alaunschieferfazies vor, die Stinkkalkkonkretionen (sog. Orsten) führt, die als Geschiebe in Norddeutschland weit verbreitet sind. Die Stinkkalkkonkretionen, die beim Anschlagen meist einen bituminösen Geruch entwickeln (Name!), enthalten oft gut erhaltene Fossilien, meist Trilobiten und/oder Brachiopoden. Die Fauna ist zwar artenarm, dafür aber z.T. so individuenreich, daß ganze Schichtflächen von ihnen erfüllt sind. Gelegentlich gehen die Stinkkalke in stengeligen Anthraconit über, d.h. dunklen, bituminösen Kalkspat.


Sedimentärgeschiebe (Ordovizium)


Orthocerenkalk    Top


,,Orthocerenkalk" ist ein Überbegriff für zahlreiche unter- bis untermittelordovizische Kalke, die sich nach der Gesteinbeschaffenheit und Fauna in vier Hauptgruppen unterteilen lassen, die Unteren Roten, Unteren Grauen, Oberen Roten und Oberen Grauen Orthocerenkalke. Diese Einteilung entspricht der früheren Einteilung in Schweden. Im Baltikum kann eine solche Einteilung nicht nachvollzogen werden. Dafür gibt es dort andere charakteristische Horizonte, wie z.B. die durch braune Eisenoolithkörner ausgezeichnete Untere und Obere Linsenschicht. Auch faunistisch bestehen zwischen beiden Gebieten Unterschiede entsprechend der Zugehörigkeit zu zwei unterschiedlichen Faziesgürteln (,,confacies belts") (wie beim Backsteinkalk, s.u.). Eine Zuordnung der einzelnen Orthocerenkalkgeschiebe setzt also eine eingehende faunistische Bearbeitung voraus. PATRUNKY (1925) gliederte den Orthocerenkalk in 31 Arten und unterschied Geschiebe schwedischer und estnischer Herkunft, wobei die roten und bunten Kalke aus Schweden stammen, die grauen aus Schweden, dem Ostseeraum und dem Baltikum. Da die Faunenlisten von PATRUNKY inzwischen revisionsbedürftig sind und die Stratigraphie der anstehenden Schichten stark verfeinert wurde, ist eine Neubearbeitung der Orthocerenkalkgeschiebe - vor allem auch mikropaläontologisch - dringend geboten. Eine besondere Abart ist der Schwarze Orthocerenkalk, der anstehend auf Bornholm und Schonen vorkommt. Nach REMELE (1883: 85 - 86) gliedert sich der Orthocerenkalk Schonens in eine aus einem grauen Kalk bestehende, mehrorts in Südostschonen (z.B. bei Komstad) auftretende, ältere Stufe und eine jüngere Stufe, die bei Fagelsang vorkommt und aus einem dunkleren, blaugrauen oder fast schwarzen Kalk zusammengesetzt ist. Der Schwarze Orthocerenkalk ist recht fossilarm.

Backsteinkalk    Top


Beim Backsteinkalk handelt es sich um eine in den pleistozänen Ablagerungen des nordischen Vereisungs-gebietes häufige und weit verbreitete Geschiebeart, deren Name sich auf die Ähnlichkeit der verwitterten Abarten mit ,,gewissen Ziegelgesteinen" (KLÖDEN 1833) bezieht. Petrographisch handelt es sich um einen verkieselten Kalkstein, in dem die Kalkfossilien noch kalkig erhalten sind, so daß diese in den verwitterten, ausgelaugten Backsteinkalken nur noch als Steinkerne und Abdrücke erhalten sind. Daher sind die verwitterten Backsteinkalke je nach Größe und Verwitterungsgrad nur am Rande oder vollständig porös und dann leicht wie Schlacke. In den Kiesgruben findet man meist nur ausgelaugte Backsteinkalke, während am Strande vorwiegend unverwitterte Backsteinkalke vorkommen. Aus letzteren lassen sich die kalkigen Mikrofossilien mittels Flußsäure herauslösen. Die Mikrofauna ist überaus reich (vgl. KUMMEROW 1944:141; SCHALLREUTER, 1970: 286) und gehört zu den am besten erhaltenen ordovizischen Mikrofaunen. Auf Grund der Mikrofauna lassen sich dem Alter und / oder der Heimat nach verschiedene Typen von Backsteinkalken unterscheiden. Sie entsprechen altersmäßig der oberen Dalby-Formation oder dem Skagenkalk von Schweden bzw. der Idavere- (C3) oder Johvi-Stufe i) Estlands. Ihre Heimat befindet sich entweder auf dem schwedischen Festland oder in der Ostsee nördlich und nordwestlich der Insel Gotland. Sie entsprechen den Kieselkalken, die in diesen Gebieten in den gleichaltrigen Schichten unter Bentoniten lagern, die vermutlich für die Verkieselung verantwortlich sind (SCHALLREUTER 1970). Wegen der regionalen Unterschiede lassen sich die Backsteinkalke als Leitgeschiebe benutzen (SCHALLREUTER 1983).

Rollsteinkalk    Top

Der Rollsteinkalk - die Bezeichnung geht auf REMELE (1880) zurück - ist ein Mergelkalk, der nach dem Vorkommen von Chasmops macroura auf Vorschlag von F. SCHMIDT (nach ROEMER 1885: 295 bzw. 48) auch Macrourakalk (nicht Macrura - oder Macrouruskalk) genannt wird, ein Name, der auch für die äquivalenten Schichten in Schweden übernommen wurde, die altersmäßig der Keila- (D2) und Oandu-Stufe (D~) Estlands d.h. dem höchstens Viru, entsprechen. Ars schiebe treten sowohl der D - Stufe entsprechende Rollsteinkalke auf, als auch Geschiebe mit D2~Alter. Sie kommen, wie aus dem Namen hervorgeht, meist in größeren, rundlichen, ungeschichteten Blöcken vor, die eine manchmal an verwitterten Backsteinkalk erinnernde, gelbliche Verwitterungsrinde aufweisen können, unter der das etwas erdige Gestein graublau und oft von dunkel-grünlichen, gewundenen, als Grabgänge gedeuteten Wülsten durchsetzt ist. Der Gehalt an Fossilien ist unterschiedlich. Die Fauna ist recht formenreich, jedoch nicht übermäßig gut erhalten. Als Heimat des Rollsteinkalkes wird Öland und das Gebiet unmittelbar westlich (HUCKE 1917:88) bzw. nordöstlich (ROEDEL 1926:11) angegeben.

Ostseekalk    Top


Das 1880 von REMELE als "Wesenberger Gestein" bezeichnete, vorher aber schon von TÖRNEBOHM (1877) nach SWEDMARK Ostseekalk genannte Gestein (EISENACK 1965: 116)ist eine leicht kenntliche ordovizische Geschiebeart. Es handelt sich um meist helle, fast rein weiße, leicht gelblich-weiße, weißlich- bis hellgelblich-graue oder auch rötlichgraue bis graue Schlammkalke (Calcilutite), die durch eine dichte, fast homogene, äußerst feinkörnige, an Lithographenstein erinnernde Gesteinsbeschaffenheit und dadurch Fehlen von Schichtung, dafür muscheligen bis splittrigen Bruch gekennzeichnet sind. Einschlüsse von Kalkspat sind häufig. Nicht selten treten blutrote Flecken auf. Makrofossilien sind selten, aber vorzüglich erhalten. Die Ostseekalke sind im nördlichen Mitteleuropa weit verbreitet, kommen aber auch im Südbottnikum (Nordbaltikum) und auch in Südfinnland vor. Nach MARTINSSON (1956: 87) stellt die Ostseekalkfazies wahrscheinlich einen relativ kurzen Abschnitt in der paläozoischen Chronologie dar. Er vergleicht den Ostseekalk mit den estnischen Stufen E und Fia (Rakvere und Saunja-Stufe). HALLER (1973: Tab. 1) gibt als Reichweite für den Ostseekalk das gesamte Oberordoviz (Harju, Stufe E - F 2) an. Der Kluftort der Ostseekalkgeschiebe liegt nach EISENACK (1965: 117) zwischen Estland, wo die entsprechenden Schichten ebenfalls kalkig ausgebildet sind, und Dalarna-Västergötland, wo sie in schiefriger Fazies vorliegen. Dem Mangel an Makrofossilien steht eine reiche Mikrofauna entgegen, vor allem von organischen Mikrofossilien. Kalkige Mikrofossilien sind ebenfalls selten. Allerdings ist der Gehalt an organischen Mikrofossilien unterschiedlich, z.T. primär, z.T. sekundär. In Geschieben aus Kiesgruben, die schon eine durch Oxydation hervorgerufene, hellgelbe Farbe haben, sind nach EISENACK auch die organische Mikrofossilien der Oxidation zum Opfer gefallen. Am besten eignen sich Strandgerölle, die durch den Geschiebemergel aufs beste vor der Oxydation bewahrt wurden, oder Geschiebe aus Bereichen unterhalb des Grundwasserspiegels. Auch in den roten, rötlichen oder rotgefleckten Ostseekalken fehlen oft die organischen Mikrofossilien. Auch hier sind nach EISENACK die organischen Mikrofossilien durch Oxydation zerstört worden. Der Ostseekalk war EISENACKs bevorzugte ordovizische Geschiebeart für seine mikropaläontologischen Untersuchungen. Aus ihm hat er zahlreiche organische und andere Mikrofossilien beschrieben (EISENACK 1965, 1966, 1971).

Paläoporellenkalk    Top


Den Namen hat das Gestein nach den röhrenförmigen Gerüsten von Algen, die das lithographensteinartige, dichte, meist weißliche oder hellgraue, auch dunkelgraue, blaßrote bis dunkelrote Gestein oft in großer Zahl durchsetzen (HUCKE & VOIGT 1967: Taf. 8, Fig. 1). Charakteristisch für das Gestein sind stylolithenartige Bildungen mit grüner, tonige Substanz auf den Absonderungsflächen. Die Algen gehören dem Genus Palaeoporella an, andere Genera (Apidium, Vermiporella, Dasyporella) sind seltener ebenso wie andere Fossilien, die um so seltener sind, je reiner und heller der Kalk ist. Dennoch finden sich vereinzelt besondere Trilobiten, Brachiopoden, Bryozoen und Ostrakoden. Es ist nach KUMMEROW eine Zwergfauna wie meistens in Algenkalken. Viel reicher, besonders an Ostrakoden, ist der Fossilinhalt der kleineren, mehr tonigen, grauen Blöcke des Gesteins. Altersmäßig entspricht der Paläoporellenkalk der Borkholmer Stufe (= Porkuni-Stufe ,F9)(ROEDEL, 1926) bzw. dem seltene Gestein kommt auch aus Öland als Geschiebe vor. Anstehend ist es unbekannt, als Heimat kommt daher wohl das Ostseebett (N Gotland - Dagö) in Frage.


Sedimentärgeschiebe (Silur)


Gotländer Korallenkalk    Top

Unter der Bezeichnung "Gotländer Korallenkalk" wird eine heterogene Gruppe dichter, grauer bis weißer, kristallinischer, z.T. zuckerkörninger, als Geschiebe oft in größeren Blöcken auftretender Kalke zusammengefaßt, die vor allem Korallen, aber auch Stromatoporen und Brachiopoden führen. Diese Fossilien kommen in den pleistozänen Ablagerungen, vor allem Sanden, häufig auch lose vor und sind dann oft nachträglich teilweise oder ganz verkieselt. Bei diesen Einzelstücken ist natürlich auch eine Herkunft aus anderen Silurschichten möglich. Eine moderne Bearbeitung kalkiger Favositidae aus dem Geschiebelehm von Groningen und verkieselter Formen aus Sanden der nördlichen Niederlande liegt von STEL (1974, 1978) vor. STEL (1974: 89) kommt zu dem Resultat, daß das Herkunftsgebiet der von ihm bearbeiteten Favositidae durch Gotland, NW-Estland und das Ostseegebiet zwischen beiden gebildet wird. Eine Bearbeitung der Korallen vom Heliolites-Typ aus dem Geschiebelehm der nördlichen Niederlande erfolgte durch HUISMAN (1976).

Crinoidenkalke    Top


Die grauen, gelben, rötlichen oder auch fleischrot-gefleckten Crinoidenkalke haben ihren Namen nach den z.T. zahlreichen Bruchstücken dicker Crinoidenstiele (ROEMER 1885: Taf. 5, Fig. 13; HUCKE & VOIGT 1967: Taf. 23, Fig. 1). Im Silur Gotlands kommen Crinoidenkalke aber in verschiedenen Schichten vor, so daß mit altersmäßig und vermutlich auch petrographisch unterschiedlichen Typen zu rechnen ist (Wenlock bis Unterludlow).

Leperditiengesteine    Top

Das Leperditiengestein - so benannt nach dem Vorkommen des großen Muschelkrebses Leperditia (s.l.) - ist keine einheitliche Geschiebeart, sondern unter dieser Bezeichnung wird eine ganze Gruppe von verschiedenaltrigen Geschiebetypen zusammengefaßt. HEIDRICH (1977) unterscheidet Ältere Leperditiengesteine (Llandovery und Wenlock) Jüngere Leperditiengesteine (Ludlow) und Jüngste Leperditiengesteine (Oberstes Ludlow und Downton). HEIDRICH revidierte zwar die in diesen vorkommenden Leperditiocopenarten, eine moderne taxonomische Bearbeitung dieser Ostrakodengruppe, insbesondere unter geschiebekundlichen Aspekten, steht jedoch nach wie vor aus. Schon HUCKE (1917: 94) erwähnt als Besonderheit in Schleswig-Holstein das Vorkommen eines plattigen, glimmerreichen Sandsteins mit Leperditia phaseolus, von dem er annimmt, daß er höchstwahrscheinlich aus Schonen stammt. Dieses brauneisenreiche Gestein (Taf. 1, Fig.1) enthält nicht nur Leperditia sp., sondern auch z.T. massenhaft non-leperditiocope Ostrakoden (z.B. einen Bollia-ähnlichen binodicopen oder palaeocopen Ostrakoden, wie das abgebildete Stück).

Grünlichgraues Graptolithengestein    Top


Von den Geschieben der sandig - schiefrigen bzw. graptolithischen Entwicklung des Silurs gehört das sog. ,,Grünlichgraue Graptolithengestein" zu den bekanntesten. Es handelt sich dabei um meist faust- bis kopfgroße, feinkörnige, meist ungeschichtete, recht feste, im frischen Zustande bläulich-graue, gelegentlich schwach verkieselte, ~ merglige Kalkkonkretionen aus dem Niveau des Cyrtograptus- und z.T. Colonus-Schiefers des obersten Wenlocks bis Unterludlows (MARTINSSON 1967: Abb. 2). Die Heimat des Gesteins liegt nach MARTINSSON (1963: 9) in der Ostsee vermutlich im Gebiet um die ,,North Mid-Sea Bank" in der 55W Verlängerung der Insel Gotland auf der Breite der S-Spitze der Insel Öland. Den Namen hat das Gestein nach den oft reichlich vorhandenen Graptolithen und der Farbe der Oberflächenproben, die für die Gewinnung organischer Mikrofossilien (z.B. Chitinozoen) nach EISENACK (1968: 189) meist unbrauchbar sind, da in ihnen die organischen Substanzen der Oxydation zum Opfer gefallen sind. Für diesen Zweck sind frische Stücke erforderlich.

Beyrichienkalk (Choneteskalk)    Top


Der Beyrichienkalk, der seinen Namen von KADE (1855) nach den in ihm sehr häufigen beyrichiomorphen Ostrakoden, der früheren Sammelgattung Beyrichia, erhielt (MARTISSON 1963: 11), ist eine der häufigsten und bekanntesten Geschiebearten in Norddeutschland. Es handelt sich um ein graues bis bläulich-graues, fein-körniges Gestein, welches in meist kleinen, flach-ellipsoidischen Stücken, deren Form und gelegentlich an der Oberfläche anhaftendes tonig - mergliges Material anzeigt, daß diese dünnen Kalksteinbänke ursprünglich zwischen Mergelbänken lagen (MARTINSSON 1963: 10), fast überall vorkommt, allerdings in unterschiedlicher Häufigkeit An manchen Stellen tritt es massenhaft auf. In frischen Stücken heben sich die Ostrakoden oft deutlich durch ihre kakaobraune Farbe von de übrigen grauen Matrix ab, in anderen sind sie wie die übrigen kalkigen Fossilien (z. B. die Brachiopoden) weißlich verwittert. Nach dem Vorherrschen bestimmter Fossilien und/oder der Gesteinsbeschaffenheit kann man verschiedene Abarten unterscheiden, wie z.B. die Chonetenkalke nach dem oft massenhaften Auftreten von Protochonetes striatellus (HUCKE & VOIGT 1967: Taf. 25, Fig. 2). Der Beyrichienkalk ist trotz der faunistischen Definition nach bestimmten Ostrakoden keine homogene Einheit (MARTINSSON 1963: 3). Nach den verschiedenen ,,Beyrichien" und anderen Faunenelementen unterschied REUTER (1885: 667-677) in Ostpreußen 11 verschiedene Arten, z.T. mit zahlreichen Untergruppen. Viele dieser Arten sind nach MARTINSSON (1963: 4) in Pommern und weiter westlich nicht vorhanden oder sehr selten, und es scheint nach MARTINSSON, daß die Häufigkeit, insbesondere der weicheren Varietäten, nach Westen abnimmt, während die des Graptolithengesteins zunimmt. MARTINSSON (1965:136-137) unterschied daher weit weniger Unterabteilungen des Beyrichienkalkes. Nach MARTINSSON (1965: 136) ist der Beyrichienkalk 8.8. eine nicht sehr mächtige Formation und spiegelt nicht die Faunenentwicklung einer längeren Zeitperiode wider. Er gehört in das höhere Downton (MARTINSSON 1967: Abb. 2) und ist in seinem höheren Teil nicht viel älter als die neu definierte Silur/Devon - Grenze (MARTINSSON 1977: 48).Der Beyrichienkalk ist eine der mikropaläontlogisch am besten untersuchten Geschiebearten. Es ist die von EISENACK am gründlichsten untersuchte Geschiebeart (hinsichtlich organischer Mikrofossilien).

Muschelkalkgeschiebe    Top

Triasgeschiebe sind i.allg. sehr selten und - da bei ihnen besonders mit Verschleppung aus Mitteldeutschland und Rüdersdorf zu rechnen ist - muß die Echtheit in jedem Falle besonders gründlich geprüft werden. Zu den wenigen Fundgebieten, wo Muschelkalkgeschiebe relativ häufig auftreten, gehört Südostholstein. Die dort auftretenden Geschiebe bestehen aus einem + dichten, meist grauen, z.T. gelb verwitternden Kalk mit als Steinkerne erhaltenen Fossilien (Myophoria, Gervillia, Natica u.a.) aus dem unteren (Wellenkalk) und oberen Muschelkalk (bes. Nodosusschichten). Die Heimat der Geschiebe ist unbekannt, nach ROEDEL (1926: 20) sind es ,,vielleicht mehrere Horste im Balticum", nach HUCKE & VOIGT (1967:75) ,,ein jetzt von der Ostsee bedecktes Gebiet südlich von Schonen und Bornholm".

Trigonodus-Dolomit    Top

Der nach der Muschel Trigonodus bekannte Dolomit gehört ebenfalls zu den sehr seltenen Triasgeschieben. Er kann durch Anreicherung von Zähnen, Schuppen, Koprolithen, Knochenfragmenten und Kalkgeröllen an ein Bonebed erinnern bzw. konglomeratisch ausgebildet sein. Es ist als Geschiebe bekannt aus Ostholstein, Neubrandenburg und von der Greifswalder Oie.

Kalksandsteine des Callovien    Top

Zu den häufigsten Jurageschieben in ganz Norddeutschland bis nach Ostpreußen gehören hellgraue, zähe, schwach eisenoolithische Kalksandsteine, die sehr reich an Fossilien sein können - so reich, daß das Bindemittel fast völlig zurücktritt - vor allem an Muscheln, aber auch Ammoniten, Belemnitenrostren, Schnecken, Brachiopoden, Foraminiferen, Crinoidenstielgliedern und anderen Echinodermenskleriten, Wurmröhren, Fischzähnen, Holzresten und gelegentlich auch Blattabdrücken und Krebsen. Die Mikrofossilien lassen sich vor allem aus den mürben Randpartien gewinnen.


Sedimentärgeschiebe (Kreide)


Tosterupkonglomerat    Top

Das nach Tosterup NE Ystad benannte Konglomerat des Campans besteht hauptsächlich aus kantengerundeten, vermutlich aus Mittelschonen stammenden Geröllen altpaläozoischer Schiefer, Sandsteine und Phosphoritknollen sowie Muscheln und Belemnitenrostren, die durch ein glaukonitisches, sandig - kalkiges Bindemittel verkittet sind. Es findet sich von Mecklenburg bis nach Holland.

Gefleckter Feuerstein    Top


Der gefleckte Feuerstein, oder auch Hanaskog-Flint ein auf dunklem, meist schwarzem Grund durch kleine, weiße Flecken aus Opal gesprenkelt erscheinender Flint ist ein sehr charakteristisches Geschiebe. Anstehend kommt er in NE-Schonen, im Kristianstad-Becken im Campan vor, nach JENTZSCH (1896) kommt er wahrscheinlich aber noch weiter im Osten vor.

Feuersteine (Flint)    Top


Die Feuersteine sind die weitaus häufigsten und verbreitetsten und charakteristischsten Sedimentärgeschie-be, so daß ihre Verbreitung repräsentativ für die Ausbreitung des ehemaligen Inlandeises ist. Die Südgrenze der Vereisung wird daher auch Feuersteinlinie genannt. Dabei muß allerdings bedacht werden, daß an manchen Stellen der Anteil der Feuersteine durch die Verwitterung relativ höher ist (z.B. Lesesteinhaufen). Die Hauptmasse der Feuersteine stammt aus der Schreibkreide (Maastricht), ein Teil aus dem früher zur Kreide gerechneten Dan. Die Feuersteine führen oft Fossilien, meist jedoch nur als Steinkerne und Abdrücke. Die Danfeuersteine sind besonders reich an Bryozoen, die oft vortrefflich herausgewittert sind. Häufig finden sich auch Bänderstreifenfeuersteine. Mit Fragen der Feuersteingenese hat sich jüngst VOIGT (1979) auseinandergesetzt. Wegen der besonderen Bedeutung der Feuersteine in Norddeutschland errichtete KRÜGER (1978) ein spezielles Flintarchiv.


Sedimentärgeschiebe (Tertiär)


Saltholmskalk    Top

Das nach der Insel Saltholm bei Kopenhagen benannte Gestein ist ein durch große Reinheit ausgezeichneter, weißer, grauweißer oder schwach gelblicher, fester Kalk mit splittrigem Bruch ohne deutliche Schichtung. Manchmal geht er in ein graues Flintgestein über oder führt feine Glaukonit- oder auch Sandkörner. Er führt Coccolithen und wird daher auch Coccolithenkalk genannt. Echinocorys sulcatus und Chatwinothyris lens sind die bezeichnendsten Fossilien. Andere Arten sind selten. Außerdem können gewundene Grabgänge auftreten.

Puddingstein    Top


Als Puddingsteine werden alttertiäre Flintkonglomerate bezeichnet mit stark abgerollten Feuersteinen und sandigem, quarzitischem oder phosphoritischem Bindemittel ohne oder mit Glaukonitkörnern. Leitfossilien sind aus ihnen noch nicht bekannt geworden, so daß das genaue Alter noch nicht feststeht. Entsprechend den englischen Puddingsteinen werden sie in das Paläozän gestellt, eventuell sind sie jedoch jünger. Die Heimat ist unbekannt. Nach ROEDEL (1926) stammen sie wahrscheinlich aus dem SW Baltikum und angrenzenden Gebieten.

Untereozäntuffite    Top

Mit einer gelblichbraunen Verwitterungsrinde ver-128sehene, innen jedoch tiefschwarze, harte marine Tuffite des Untereozäns (Basalttuff, Wassertuff) erinnern sehr stark an Basalt, lassen jedoch auf der angewitterten Oberfläche Feinschichtung erkennen und erweisen sich als kalkhaltig. Sie besitzen daher auch gewisse Ähnlichkeit mit oberkambrischen Stinkkalken. Sie lassen sich mit Salzsäure aufbereiten und liefern einen schwarzgrauen Rückstand, der hauptsächlich aus scharfkantigen Splittern vulkanischen Glases und Diatomeen besteht. Wenn der Kalkgehalt höher ist, sind die Geschiebe heller und zeigen oft nach der Korngröße gradierte Schichtung der Tuffitlagen. Die in das Untereozänmeer, welches sich zwischen den deutschen Mittelgebirgen und dem südlichen Skandinavien erstreckte, eingewehten Aschen kamen vermutlich aus nördlichen Richtungen von einem im Skagerak befindlichen basaltischen Vulkangebiet.

Faserkalk    Top


Ein in Schleswig-Holstein recht häufiges Eozängeschiebe ist der Faserkalk, ein plattiges, verwittert an fossiles Holz erinnerndes, gelblich-grünliches Gestein, das selten auf der Oberfläche nagelkopfartige Erhebungen (Nagelkalk) aufweisen und an Tutenkalke erinnern kann. Nach ILLIES (1949) ist der Faserkalk diagenetischer Entstehung im Zusammenhang mit Stoffverlagerungen in Tufflagen und Tonschichten.

Heiligenhafener Kieselgestein    Top


Das nach dem Ort Heiligenhafen in Ostholstein benannte, feinkörnige, glaukonitische, z. T. schwammnadelreiche, hellgelblichgrüne, kieslige Gestein mit deutlicher Feinschichtung ist in Ostholstein recht häufig. Es wurde nach GAGEL (1909: 59 - 60) ,,zuerst von MEYN für Turon gehalten, dann von GOTTSCHE".. ,,für jüngstes Senon erklärt" und ,,endlich nach der neuerdings bei den Geschiebesammlern allgemein angenommenen aber meines Wissens nicht im Druck fixierten Anschauung ins Danien" gerückt, von ihm selbst aber ins Paläozän gestellt. Heute wird es in das Mitteleozän (Lutet) eingestuft (WIRTZ 1939: Abb. 1). Es enthält nur selten Makrofossilien, u.a. Pecten corneus und Pteria papyracea.

Septarien    Top


Aus dem mitteloligozänen Septarienton (Rupelton) stammen charakteristische Kalkknollen, die innen mit honiggelbem Calzit ausgefüllte Schwundrisse aufweisen, die septenartig herauswittern können und daher diesen Geschieben den Namen Septarien eingebracht haben. Man findet sie von Pommern bis nach Holland und in ihnen vor allem Mollusken.

Sternberger Kuchen    Top


Zu den bekanntesten Tertiärgeschieben gehört das oberoligozäne Stemberger Gestein~ das bei Sternberg östlich Schwerin besonders häufig ist. Auch in Südholstein ist es recht häufig, ansonsten ziemlich selten. Es besteht aus Kalksandsteinkonkretionen mit ursprünglich kalzitischem oder sideritischem Bindemittel, die zu hell- bis rostbraunen Limonitsandsteinen oder Brauneisenschalen verwittern und eine reiche Fauna, vor allem Mollusken, führen, die schon vor mehr als 200 Jahren die Aufmerksamkeit der Geologen und Sammler erregte (Taf. 1, Fig. 2: HUCKE & VOIGT 1967: Taf. 46, Fig. 5; LIERL 1982: Abb. 1). Es führt mehrere hundert Molluskenarten, aber auch Echinodermen (KUTSCHER 1980), Fischreste (Haifischzähne und Otolithen) (KRUCKOW 1964) und Foraminiferen (HERLEMANN 1981).

Holsteiner Gestein    Top


Dieses durch seinen Fossilreichtum bekannte, in SE-Holstein gehäuft auftretende, aber über das ganze östliche Schleswig-Holstein und das westliche Mecklenburg verbreitete und vereinzelt bis in die Niederlande auftretende Gestein stammt aus Konkretionen oder Kalksandsteinbänken mariner Feinsande der Vierlandstufe (Aquitan, unteres Untermiozän). Das Gestein, glaukonitischer Kalksandstein oder sandiger Toneisenstein, ist unverwittert graugrün, angewittert braun bis braunviolett. Die Geschiebe enthalten z.T. in den angewitterten Partien gut erhaltene, weißschalige Fossilien, hauptsächlich Mollusken (Taf. 2, Fig. 2), andere Arten dieser Geschiebegruppe zeigen nur Steinkerne und Abdrücke, da die Schalen frühdiagenetisch fortgelöst wurden (Taf. 2, Fig. 1). Außer Mollusken kommen Haifischzähne vor (KRUCKOW 1964). Schon GOTTSCHE unterschied 5 verschiedene Abarten des Gesteins. Die Grenze gegen das Oberoligozän ist unscharf und die Einstufung selbst fossilführender Geschiebe oft unsicher. Eine Revision der Muscheln und Gastropoden erfolgte durch ANDERSON (1959, 1960). Viele Mollusken des Holsteiner Gesteins finden sich auch lose in pleistozänen Sanden.

Reinbecker Gestein    Top


Das nach der Reinbeck-Stufe (Helvet, Mittelmiozän) benannte Gestein besteht aus einem hellen, gelbbraunen, ungeschichteten, mürben Kalksandstein ungleichen Kornes, der dunkle, phosphoritische Partien enthalten und in recht großen Blöcken auftreten kann, die im allgemeinen eine etwa 1 cm starke Verwitterungsrinde besitzen. Das Gestein repräsentiert eine Flachwasserablagerung, jedoch nicht - wie beim Holsteiner Gestein - der Strandregion, da kaum Muschelschill auftritt. Die Fauna ist ebenfalls teils recht reich, jedoch nicht so artenreich wie im Hemmoorgestein. Die in den ~ mürben Partien des Gesteins steckenden Makrofossilien sind in der Regel weiß und sehr zerbrechlich, im unverwitterten Kern jedoch meist gut erhalten. Es treten hauptsächlich Mollusken auf, ferner Seeigel und Krabben. Sie enthalten auch eine reiche Mikrofauna, vor allem Foraminiferen (HERLEMANN 1981).




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