allgemeine Beschreibung
In Belgien, in der Nähe des Ortes Eben-Emael liegen zwei Kreidegruben. Der Kalk dort ist nicht weiß sondern leicht gelblich und sehr krümelig (eher ein Kalksandstein). Er stammt aus der oberen Kreidezeit, dem Maastricht. Einen schönen Überblick über die größere Grube der Firma Romontbos erhält man, wenn man auf den nahegelegenen Turm Eben-Ezer geht. Dieser wurde von Roger Garcet, einem ehemaligen Steinbrucharbeiter, Anfang der fünfziger Jahre errichtet. Sein «Tour de l Apocalypse d Eben-Ezer» soll als Mahnmal des Friedens dienen und ist außen mit Feuerstein verkleidet. Von der Architektur dieses Turms kann man halten was man will, aber für einen Rundumblick sollte man ihn unbedingt besteigen (Eintritt 5 Euro, Stand September 2004). Am Ende dieser Seite habe ich noch einen beispielhaften Link für diesen Turm angegeben. Ansonsten braucht man im Internet nur nach dem Begriff "Tour Eben Ezer" suchen. Ich benutze im Weiteren den Begriff Feuerstein, oder kürzer Flint, da dies in meiner norddeutschen Heimat der übliche Begriff ist. Der Begriff Silex oder Chert ist auch häufig zu finden, meint aber das gleiche Material.
Fundmöglichkeiten
In der kleineren Grube der Firma Marnebel kann man noch einige quadratische Flinte sehen. Bis ca. 1970 wurde der Flint dort regelrecht abgebaut und mit der Hand in Quader formatiert. Diese dienen auf Grund ihrer Härte und Abriebfestigkeit zur Innenauskleidung der Mahlwerke von Mühlen, in der Regel von Porzellanmühlen, da das Kaolinmaterial der Porzellanindustrie nicht mit Eisenmaterial in Verbindung kommen darf. Man nennt sie daher auch Futtersteine oder Mühlenfutter. Weitere Informationen können sie bei den untenstehenden Links finden.
Man kann auch Röhren aus dem Feuerstein des Valkenburg-Typus finden. Ähnliche Stücke gibt es in der Gegend um Valkenburg im niederländischen Limburg, daher der Name. Diese Röhren sind Spurenfossilien, da es sich um verkieselte Grabgänge, möglicherweise von Thalassanoides handelt. Dieses (vermutlich) krebsartige Tierchen aus der Oberkreide ist nur bekannt durch seine Gänge. Ähnliche Steine werden im Englischen auch 'potstones' genannt. Die Entstehung ist zwar identisch mit der von Paramoudras, wobei dieser Begriff aber ausschließlich für extrem große Feuersteinknollen (bis zu Metergröße) verwendet wird.
Für die Entstehung gibt es zur Zeit folgende Erklärung: Das Tier dringt in den Schlamm auf dem Meeresboden ein. Es ernährt sich von Bakterien und lässt durch seinen Bau frisches Meerwasser zirkulieren. In Anwesenheit von Sauerstoff und schwefelsaurem Salz zersetzen die Bakterien organische Abfallstoffe. Ihr Metabolismus verschlechtert den Flüssigkeitsaustausch um den Bau, so können sich konzentrische Redoxzonen entwickeln. Durch die veränderte Chemie der Umgebung bildet sich dort später der Feuerstein. Da das Tier den Bau selber frei von Sediment hält, kann sich dieser erst nach seinem Tod mit frischem Sediment verfüllen, wobei sich dieses bis in die Gegenwart leicht wieder entfernt werden lässt.
Als Belegstücke habe ich noch einige Exemplare der Auster Ostrea sp. und einen kleinen Brachiopoden Trigonosemus gefunden. Sehr viel häufiger gab es die Wohnröhren von dem Borstenwurm Pyrgopolon mosae, er gehört zur Gattung der Ditrupa.
Ein recht auffälliges Fossil sind die Krebsscheren von Protocallianassa faujasi. Meist ist das Propodus mit Festfinger und beweglichem Finger erhalten. Die linke und die rechte Schere dieser Art sind unterschiedlich ausgebildet. Außerdem kann man sie in einer gedrungenen und in einer schlanken Form finden. Meist sieht man auf dem gelbem Kalksandstein von außen nur Bruchstücke der weißen Fossilien. Es lohnt sich dann, diese mitzunehmen und zu Hause mit einer Nadel freizupräparieren. Der geringe Arbeitsaufwand durch den krümeligen Kalk wird meist mit schönen Stücken belohnt.
Lage / Anfahrt
Eben-Emael ist ein kleines Dorf an der niederländischen Grenze zwischen Visé und Maastricht. Von Maastricht aus fahren Sie zum Dorf Kanne und dann weiter nach Eben-Emael. Es sind zwei Gruben, eine etwas kleinere von der Fa. Marnebel (Schild am Eingang) und eine zweite größere Grube mit Blick auf den Tour Eben Ezer der Firma Romontbos.
Literaturhinweise
5000 Jahre Feuersteinbergbau vom Deutsches Bergbau-Museum Bochen (ISBN 3-921 533-66-X)